Dienstag, 6. März 2012

Midlife Crisis und Schildkrötenkuchen

Mein liebster Ehemann ist jetzt wieder genau so alt wie ich, und damit sind die ewigen Sticheleien, dass ich ja ein ganzes Jahr älter bin als er (obwohl es in Wahrheit nur 3 Monate sind, nur ist eben mein Geburtsjahr ein anderes als seins) mal wieder für ein paar Monate verstummt. Dafür haben wir jetzt hier eine leichte bis mittelschwere Midlife Crisis in the house. Auf einmal gibt der liebste Mann mit waidwundem Blick zu, dass seine Schläfen ergrauen, bisher hat er steif und fest behauptet, sie wären nur blonder als der Rest des Haupthaares (Er weiß wohl nicht, dass graue Schläfen sexy sind). Seufzend klopft und reibt er Augencreme ein, sieht überall den beginnenden Verfall eintreten und meint überhaupt, die besten Zeiten seien nun vorbei. Alles natürlich, wie es seine Art ist, mit einem Augenzwinkern. Aber ich fürchte, ein bisschen Ernst ist in seiner zur Schau gestellten Midlife Crisis, die natürlich pünktlich am 40. Geburtstag eingetroffen ist, doch enthalten.

Aber was heißt überhaupt: "ich fürchte"? Ist ja auch Quatsch. Nur weil ich selbst den 40. Geburtstag mit einer Handbewegung weggewischt habe, heißt das ja nicht, dass ich nicht auch irgendwann einmal Gelegenheit finden sollte, mich mit dem Älterwerden auseinander zu setzen. Obwohl ich bekennende "Das -Glas-Ist-Halbvoll"-Anhängerin bin und dieser Spruch wohl an keinem Tag besser passt als eben in der Mitte des Lebens, ist mir natürlich klar, dass diese Aussage jemandem, der eben nicht so denkt, kein bisschen weiter hilft. Aber ich schätze ohnehin, da muss jeder alleine durch. Älter werden wir alle, und wie wir damit werden, das ist so unterschiedlich, wie eben unsere Prägungen und Lebenserfahrungen unterschiedlich sind. Der/die eine braucht irgendwann eine neue Liebschaft, um sich wieder jung fühlen zu können, der/die nächste eine Gesichts-OP. Einige fühlen sich noch mit 70 jung, andere mit 30 schon, als hätten sie bereits 5 Leben geführt. Gibt es ein Patentrezept, um in Ruhe und mit Würde alt zu werden und jede Zeit, die man eben gerade erlebt, zu genießen, ohne den alten Zeiten zu sehr hinterher zu trauern? Ich werde das mal überdenken. Aber nicht jetzt. Ich habe zwei kleine Kinder und keine Zeit.

Der Nusskranz. Ein Thema für sich. Jedes Jahr zum Geburtstag wünscht der liebste Ehemann sich den Nusskranz, den seine Oma damals schon gebacken hat. Das Rezept ist überliefert, es ist sogar ein scheinbar einfaches Rezept aus einem Backbuch des ostwestfälischen Dr. Eigentlich nur ein Mürbeteig mit ein bisschen Nussgatsch dazwischen, dann wird das Zeug eingerollt, zum Kreis gedreht und gebacken, fertig. Denkt man so. Ich versuche mich regelmäßig im Nusskranzbacken, aber noch nie ist es mir gelungen, das Biest zur völligen Zufriedenheit herzustellen. Das Problem ist vielleicht, dass das Rezept so einfach klingt. Anfangs war ich verführt, es etwas abzuwandeln, so nach dem Motto brauner Zucker statt weißem, ein bisschen Zimt dazu etc. Das ging voll nach hinten los. Aber auch, wenn ich mich strengstens an das Rezept halte, gerät das Ding immer anders. Einen ganzen Kreis zu kringeln versuche ich gar nicht erst, dabei kriegt der Teig immer sofort Risse und das Nusszeugs quillt heraus. Bestenfalls bekomme ich eine Hufeisenform hin. Dieses Jahr sah das Teil eher aus wie ein langer, leicht gebogener Strudel und war dazu platt wie eine Schildkröte. Grrrrr. Fotos habe ich mir gespart. Das schöne ist aber, dass er geschmacklich echt gut war und nun auch Söhnchen diesen Kuchen zu seinem Lieblingskuchen erkoren hat. Ich werde also noch lange, lange Nusskränze backen. Und irgendwann wird mir auch der perfekte Kreis gelingen, schwöre, Ehre!

1 Kommentar:

  1. Ich hatte meine Krise mit 28, seither ist alles gut;-)
    Sprich: Das geht auch bei Männe vorbei....

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